Abschied von Pfarrer Stiehl

Abschied von Pfarrer Karl Stiehl

Unser Pfarrer Stiehl, der mit Wirkung vom 1.6. 1953 nach Buchenau versetzt wurde, hielt er am Sonntag Rogate seine Abschiedspredigt über Apostelgeschichte 20,17-38: „Und nun, liebe Brüder, ich befehle euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und zu geben das Erbe unter allen, die geheiligt werden.“ Nach 18 jähriger treuer und bewährter Verbundenheit mit den beiden Gemeinden gab es einen ernsten, zu Herzen gehenden Abschied. Auch an dieser Stelle sei dem scheidenden Hirten gedankt. Gottes reichster Segen möge seinem Wirken in der neuen Gemeinde zuteilwerden!

Für die Zeit, in der die Pfarrei nicht besetzt ist, wird Simmersbach von Eibelshausen und Roth von Ewersbach aus betreut, wobei die Gottesdienste in der Regel nachmittags bzw. abends gehalten werden müssen. In den Wochen, in denen unsere Gemeinden keinen eigenen Hirten haben, wollen wir um so treuer unserem guten Hirten, Jesus Christus, nachfolgen und auf seine Stimme hören!

Für den Kindergottesdienst gelten grundsätzlich folgende Anfangszeiten: Bei Morgengottesdienst – im Anschluß an denselben, bei Nachmittagsgottesdienst – 3 Stunden vor dessen Beginn, also beim ersten Läuten. – Ihr Eltern, schickt eure Kinder bitte pünktlich und regelmäßig zum Kindergottesdienst und unterstützt die Arbeit der Helfer zum Segen für unsere Kinder und die ganze Gemeinde! (Privatarchiv

Neubesetzung der Pfarrstelle 1954

Die Gemeinden Simmersbach und Roth stehen vor der Neuwahl eines Pfarrers. Um den vielen Fragen, die an mich gerichtet werden, eine Antwort zu geben, sei das Folgende gesagt.

Die beiden Gemeinden haben diesmal und bei der übernächsten Neubesetzung das Wahlrecht. Danach, also bei der jetzt folgenden dritten Neubesetzung, wird der Pfarrer von der Kirchenleitung bestimmt.

– Wer mein Nachfolger sein wird, weiß noch niemand. Die Stelle wird im Amtsblatt ausgeschrieben und die Bewerber werden dann dem Kirchenvorstand bekanntgegeben. Dieser hat dann die Möglichkeit, den ihm am geeignetsten erscheinenden Bewerber zu wählen. Alle diese Dinge gehen automatisch ihren Gang, ohne daß jemand eingreifen kann oder muß. Probepredigten sind in unserer Kirche nicht mehr üblich, aber auch nicht unmöglich. Stattdessen hören sich Vertreter der Kirchengemeinde die Pfarrer, auf die sie ein Augenmerk haben, an ihrer jetzigen Wirkungsstätte unverhofft an.

Ich habe zum erstenmal am 26. April 1936 in Simmersbach und Roth gepredigt, bin also nun genau 18 Jahre hier in Simmersbach und Roth. Nach dem häufigen Wechsel der Stelleninhaber vor meinem Kommen war es von vornherein meine Absicht, wenn irgend möglich, um der Gemeinde willen, diese schlimme Tradition zu durchbrechen und eine gewisse Ruhe und Stetigkeit in das Gemeindeleben zu bringen. Vor allem aber wollte ich in Kollegenkreisen die Meinung zerstören, es könne sich in Simmersbach niemand längere Zeit wohl fühlen. Nach 18 Jahren nun dürfte um der Gemeinde willen und um meinetwillen ein Wechsel angebracht sein. Bis vor kurzem rechnete ich mit dem Spätherbst als Zeitpunkt für die Übersiedlung nach Buchenau. Das Pfarrhaus in Buchenau sollte umgebaut werden und das hätte längere Zeit in Anspruch genommen. Nun aber hat sich der Buchenauer Kirchenvorstand zu einem Pfarrhausneubau entschlossen. An dem alten Pfarrhaus wird deswegen nur das Notwendigste getan und deswegen kann mein Umzug viel früher, etwa um Pfingsten, erfolgen. Das Vorstehende ist nur zur Klärung.

Ein Abschiedswort werde ich später auch an dieser Stelle an die Gemeinde richten.

Quelle Auszug aus „Unser Weg“ 1954 (Aus dem Archiv des Lehrers Kurt Unzner)

Ein Rückblick:

Da ich im Abschiedsgottesdienst kein Wort von mir sagen werde, sondern allein dem die Ehre geben werde, dem sie gebührt und den ich in der Gemeinde während der 18 Jahre als Stelleninhaber der Pfarrstelle in Simmersbach groß zu machen suchte, so sei hier ein kurzer Rückblick gestattet. Die Frucht der Tätigkeit eines Pfarrers ist irdischen Augen verborgen. Wir beschränken uns auf das, was vor Augen liegt. Dabei denken wir daran, daß man an dem Zustand eines Gotteshauses den Zustand einer Gemeinde erkennt. Die erste größere Arbeit, die ich in Simmersbach durchgeführt habe, war der Einbau einer elektrischen Läute Anlage, der vom 19. bis 25. Mai 1939 erfolgte. Zum Pfingstgottesdienst am 28. Mai 1939 riefen dann die Glocken erstmalig, nicht mehr manuell in Bewegung gesetzt.

Am 15. Oktober 1947 ist in Simmersbach die von der Turmuhrenfabrik Eduard Korfhage und Söhne in Buer gelieferte Uhr angekommen. Der Einbau verzögerte sich über die Währungsreform hinaus, weil nun nachträglich vom Kirchenvorstand noch 4 Ziffernblätter gewünscht wurden. Es war nicht leicht, Einigkeit darüber zu erzielen, wo die Ziffernblätter angebracht werden sollten. Das berechtigte Anliegen, daß die Ziffernblätter möglichst hoch und weithin sichtbar am Turmdach eingebaut würden, mußte architektonischen Gesichtspunkten weichen. Der Einbau nach den praktischen Gesichtspunkten hätte eine Verschandelung des schönen oktaedrischen Turmdaches bedeutet. Uhr und Ziffernblätter kosteten 9.074,- RM. Damit ist es der Kirchengemeinde gelungen, ihr Geld noch vor der Währungsreform nützlidh anzuwenden und der Entwertung zu entziehen. Ohne die Hilfe von Herrn Walter Krenzer, Frohnhausen, dem Jagdpächter in Simmersbach, wäre das nicht gelungen. Die Montagekosten mußten dann allerdings in DM aufgebracht werden. Es hat nach der Währungsreform erhebliches Kopfzerbrechen gemacht, wie die paar hundert DM für die Montagekosten herbeigebracht werden sollten. Dagegen war das Herbeibringen der Tausende in RM für Uhr und Ziffernblätter gar keine Schwierigkeit, obwohl die verfügte und die Kirchengemeinde nur über die Hälfte der benötigten Summe verfügte und die andere Hälfte durch Spenden herbeigeschafft werden musste.

Noch vor der Währungsreform war es möglich, dem schönen Simmersbacher Dorfkirchlein äußerlich ein neues Gewand zu geben. Es hat mich manch sauren Gang gekostet, das Material herbeizuschaffen. Buderus, Wetzlar, hat den Zement für RM geliefert. Die Dachschiefergrube Wolfsschlucht in Simmersbach hat mit Schiefer kompensiert. Nur für den letzten Wagen Sand mußte ich 2 Sack Kartoffeln in der Gemeinde auftreiben. Die RM-Kosten für die Ausführung er Arbeiten hat dann die bürgerliche Gemeinde getragen. Wenige Jahre später haben wir dann mit unseren bescheidenen kircheneigenen Mitteln dem Simmersbacher Gotteshaus auch innen ein neues Gesicht gegeben. Rudolf Reh und Alfred Reh haben sich alle Mühe gegeben, dem gottesdienstlichen Raum ein würdiges Aussehen zu verleihen.

Dem Vereinshaus habe ich während meiner Amtszeit viel Aufmerksamkeit gewidmet, obwohl es nicht kircheneigen ist. Als der Konfirmandenunterricht nicht mehr in der Schule sein durfte, wurde die Trennungswand durch Herrn Schreinermeister Theiß eingebaut. Die Beschieferung erfolgte nach der Währungsreform und schließlich wurden Waschraum und Toilette sowie Tagesraum im Kellergeschoß neu eingerichtet.

Das Pfarrscheunendach wurde auf der Nord- und Südseite umgedeckt. Die Unterhaltung des Gebäudes dürfte nun für ein Jahrhundert keine allzugroße Schwierigkeit mehr sein.

Am Donnerstag, dem 13. Mai 1948, konnten die drei neuen Glocken vor der Kirche in Roth begrüßt werden. Am 15. Mai, es war ein Pfingstsamstag, war dann die Glockenweihe. Die Röther Glockenbeschaffung war für mich insofern eine leichte Angelegenheit, weil ich nur die Verhandlungen zu führen hatte, während der Herr Bürgermeister Emil Nickel für das Material sorgte. Ihm sei auch jetzt bei meinem Abschied noch einmal gedankt für seine treue Mithilfe.

Am 31. Mai 1942 haben in Simmersbach die drei Schwestern ( b – d – f ) zum letzten Mal ihre Stimme erhoben. „Maria“ sah ihre jungen Geschwister Abschied nehmen und nimmer kehrten sie dann wieder.

Am 20. Juni 1950 wurde unsere neue h-Glocke in Sinn gegossen. Die Oberstufe der Simmersbacher Schule war mit ihrem Lehrer bei dem Guß anwesend. Am 3. Juli 1950 ist die Glocke in Simmersbach angekommen. Die feierliche Einweihung fand am 6. Juli 1950 statt.

Das Pfarrstück auf dem Staffelböll habe ich nun in diesem Frühjahr zum zweiten Mal aufforsten lassen. Ich möchte es dem Schutz der Gemeinde besonders empfehlen.

Quelle Auszug aus „Unser Weg“ 1954

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