Die Bibel aus dem Bücherregal befreien
Diplomtheologe liest alle Bücher der Heiligen Schrift vor
Biedenkopf. Alle Bücher der Bibel vortragen will der Biedenkopfer Theologe, Lehrer und Restaurator Christoph Kaiser: Beginnend am 20. Juli mit dem 1. Buch Mose, der Genesis, will er jeden Freitag nach dem Abendgottesdienst in der Hospitalkirche ab 20 Uhr aus der Lutherbibel lesen.
„Meine Intention ist es, die Bibel zurück in die Lebenswirklichkeit zu bringen“, erklärt Kaiser seine Idee, deren Verwirklichung ihn schon lange umtreibt. „Mir kommt die Heilige Schrift im Leben zu wenig vor und eben nie in ihrem vollen Umfang“, sagt er: „Und mir wird zu viel über sie geredet, ohne dass sie tatsächlich noch allgemein bekannt wäre.“
Die komplette Bibel vorlesen will der Theologe und Lehrer Christoph Kaiser, jeweils freitags trägt er in der Hospitalkirche eines oder mehrere Bücher der Heiligen Schrift vor. Bis zum Grenzgang Mitte August nächsten Jahres will er das Projekt abschließen. (Foto: privat/Kaiser)
Ursprünglich wollte Kaiser die Lesung in seinem privaten Ikonenmuseum anbieten, das er im sogenannten „Schenckbar’schen Haus“ betreibt, dem ältesten Haus der Stadt Biedenkopf. „Dort haben wir aber vielleicht beziehungsweise hoffentlich zu wenige Plätze“, erzählt Kaiser, der in seiner jetzigen Heimatstadt außer als Museumseigentümer auch als Fremdenführer bekannt ist.„Deshalb bin ich froh, dass ich von unserer Pfarrerin Natascha Reuter die Hospitalkirche angeboten bekam.“
Von Christoph Kaiser gefertigte illustrierte Bibelhandschriften begleiten die Lesungen. (Foto: privat/Kaiser)
Das Projekt wird über ein Jahr dauern: „Auch, um vor unserem Grenzgang fertig zu sein, werde ich an mehreren Abenden mehrere Bücher zusammen lesen“, kündigt Kaiser an. Er will mit der in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Biedenkopf angebotenen Lesung dazu einladen, dem vollständigen Text der Heiligen Schrift zu begegnen, einschließlich der nur selten zu hörenden und im Gottesdienst verwendeten Passagen. „So kann der Reichtum dieses Werkes ganz neu und persönlich erfahren werden“, erläutert der evangelische Diplomtheologe. An besonderen Stellen der Heiligen Schrift will er neben den modernen Übersetzungen auch die Originaltexte vortragen.
Historische Bibelillustrationen zu den jeweiligen Büchern der Bibel werden während der Lesungen an die Wand projiziert. (Foto: privat/Kaiser)
„Mir fehlt tatsächlich in der heutigen evangelischen Kirche viel zu sehr das Gefühl im Glauben, während ich, ich gebe es zu, ganze Passagen der Bibel nicht ohne Tränen in den Augen lesen kann“, erzählt Kaiser: „Da schlägt bei mir sicherlich meine intensive Berührung mit den orthodoxen Kirchen durch, und ich denke, davon können westkirchliche Christen einiges lernen in einer Zeit, in der die Kirchen trotz der Guten Botschaft Menschen an Heilslehren verlieren.“ Diesem Trend wolle er bewusst „die Poesie, die Ganzheitlichkeit, ´die “Dynamis” und die Gefühlsweite der Bibel entgegenstellen, indem ich sie einfach wieder aus dem Bücherregal befreie“, erklärt er.
Als Tuchhändler Johannes Plitt nahm Christoph Kaiser im Juni vergangenen Jahres die Gäste der Feierstunde „600 Jahre Hospitalstiftung“ noch mit auf eine imaginäre Zeitreise. Jetzt will er seinen Zuhörern die Schönheit und die Geheimnisse der Bibel näherbringen. (Foto: Kordesch/eöa)
Die Lesungen werden begleitet von an die Wand projizierten Bildern mit durch Christoph Kaiser gefertigte Handschriften und historischen Bibelillustrationen. (klk/eöa)