Die Kirchturmuhr
Die Kirchturmuhr
Das interessante an der alten Kirchenuhr waren die freistehenden Zifferblätter der Turmuhr, die zu der damaligen Zeit eine technische Errungenschaft waren. Um 1800 wurde in vielen Gemeinderechnungen unseres Heimatgebietes der „Simmersbacher Uhrmacher“ (um 1790 war es Johann Adam Theiß aus Schlesserschorems) als Aufsetzer und Reparateur der Kirchenuhren genannt.
Das Uhrwerk der Kirchturmuhr Simmersbach von 1815
Gerald Bamberger vom Hinterländer Geschichtsverein schreibt folgendes über die Schlosserfamilie Theiß:
Bei meinen Forschungen zur Kirchenbaugeschichte bin ich oft auf die Familie Theiß gestoßen, die zahlreiche Uhren geschaffen haben, so auch die in Hartenrod. In meinem Buch über die Kirchengeschichte von Hartenrod „Lasst doch die Kirche im Dorf“ von 1997 wurde darüber nachstehendes berichtet:
„Im Jahre 1774 hatte das Kirchspiel Hartenrod endlich genug und ließ eine neue Uhr von einem Schloßer von Simmersbach fertigen; vermutlich ein Mitglied der dortigen Schlosserfamilie Theiß, welche in der hiesigen Gegend in den Jahrzehnten um 1800 die meisten Neubauten und Reparaturen an Uhren übernahm.
(Die Familie Theiß kam aus Schlessersch, heute Baeckersch,, und ein Familienmitglied, dieser Schlosserfamilie, Johann Adam Theiß, hat 1778 das Haus „Schlessaschorems“ gebaut).
In dem Vertrag wurde festgelegt, daß die Uhr alle halbe Stunde auch schlagen und anzeigen muß, wie nicht weniger ein Uhrzeiger gemacht, welcher die Stunde außwendig an der Kirche zeiget. Dies ist der früheste Hinweis auf ein Zifferblatt im Hinterland und es sollte auch für lange Zeit das einzigste bleiben. Diese Uhr hat der Uhrmacher bey seinem Eyßen gemacht, auch alle Materialien als Eyßen und Stahl, was ferner darzu gehört, stellen müssen, nur daß das Kirchspiel solche von Simmersbach abgelangt, und er hier solche aufgesetzt. Das Kirchspiel hat diese Uhr bezahlt und zwar mit 90 fl.“
In Achenbach hat 1772 ein „Joh. Theiß“ (der zweite Vorname wird leider nicht genannt) die dortige Kirchenuhr repariert, desgleich auch 1843 und 1844 ein Adam Theiß aus Simmersbach.
Am 15. Oktober 1947 ist in Simmersbach die von der Turmuhrenfabrik Eduard Korthage u. Söhne gelieferte Turmuhr angekommen.
Der Einbau verzögert sich noch über die Währungsreform hinaus, weil nun nachträglich vom Kirchenvorstand noch 4 Zifferblätter gewünscht wurden. Die Gemeinde, die das „onusaedificandi et reparandi“ (die Baupflicht, die Kirche ist im Jahr 1774 erbaut worden und wird von der Kirchengemeinde im Stand erhalten) am Kirchengebäude hat, erklärte sich trotz ihres Bargeldbestandes von 80.000 RM außer Stande, die 1815 von Simmersbacher Schmiedemeistern Theiß aus Schlessaschorems gefertigte und nun völlig abgenutzte Uhr durch eine neue zu ersetzen. Um den eigenen Barbestand der Entwertung zu entziehen, nahm mit kirchenaufsichtlicher Genehmigung der Kirchenvorstand die Neuanschaffung der Turmuhr in die Hand. Obwohl die Uhr fast den doppelten Betrag kostete, der im Kostenvoranschlag vorgesehen war, der Betrag änderte sich von 2.455,00 RM auf 4.795,- RM, konnte die Kirchengemeinde mit ihren Mitteln diese Summe aufbringen.
Als dann aber die Zifferblätter mit Leitwerk noch einmal 4.279,- RM kosten sollten, ging das über das Vermögen der Kirchengemeinde hinaus. Eine Haussammlung durch Glieder des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung erbrachte dann aber die erforderliche Summe. Die Gemeinde hat nach der Währungsreform lediglich die bei der Montage beteiligten Simmersbacher Handwerker bezahlt. Die Montage selbst wurde von der Kirchengemeinde aus Kollekten finanziert. Die Beschaffung der Turmuhr wäre jedoch nicht möglich gewesen, wenn Walter Krenzer – Frohnhausen, der hiesige Jagdpächter, die erforderlichen Kompensationen nicht vorgenommen hätte. Was er alles an Elektromotoren und Handwagen hat liefern müssen, ist nicht bekannt. Ohne ihn gäbe es keine Turmuhr in Simmersbach, denn in dieser Zeit war sie für Geld allein nicht zu bekommen.
Am 1. Aug. 1950 wurde das Viertelstunden-Schlagwerk auf die Maria-Glocke gelegt, die zuvor den Vollstundenschlag hatte. Am Tag darauf wurde das Vollstunden-Schlagwerk auf die h’ – Glocke eingebaut. Montiert wurde die Umstellung der Schlagwerke vom Hersteller der Turmuhr, der Turmuhrenfabrik Korthage & Söhne in Buer, Herr Schirrmayer.
Im Jan. 2017 ließ sich die alte Steuerung der Glocken nicht mehr synchronisieren und es wurde eine neue Hauptuhr zur Steuerung der 4 Turmuhren und des Schlagwerks eingebaut. Die neue Steuerung verfügt über eine digitale Funkuhr mit Touchscreen-Bedienung.