Entstehung der Chöre

Vereinsgeschichte

I. 

Kurze Rückschau über Entstehung und ersten Jahre der ev. Vereine

In den Jahren 1908-09 war kirchlich gesehen unruhige Zeit hier in Simmersbach. Herr Pfarrer Schmidt war ein ….betagter Herr. Nachdem man den Pfarrgarten arg verwüstet hatte, lies sich Herr Pfarrer Schmidt beurlauben. Nach dieser Zeit versah erst Herr Vikar Burmeister, dann Vikar Anthes die hiesige Pfarrstelle. Sie war noch selbstständig. Kirchliche Vereine oder Gemeinschaften gab es noch keine, aber ein sehr lebendiger Verein für Innere Mission, Freie Gemeinde.

Im Jahre 1910 wurde die Pfarrstelle durch Wahl hiesiger Kirchengemeinde, mit Herrn Pfarrer Rehberg besetzt. Herr Pfarrer Rehberg und Frau wollten nun eine Jugendarbeit beginnen. (unbedingt dem hier sehr regen Wirtshausverkehr, sowie anderen Bestrebungen einen Wall entgegensetzen und glaubten sich nunmehr erst der Jugend annehmen zu müssen.)

Die Konfirmanden vom Jahrgang 1910 luden sie deshalb nach der Konfirmation ins Pfarrhaus ein, unterhielten sie hier, getrennt Jungen und Mädchen, mit Spiel und Musik, auch einige ältere Jahrgänge kamen noch dazu. Außerdem wurde Samstag-Abend ein Bibelkreis eröffnet.

Aus diesen Zusammenkünften entstand der Posaunen- und Gem. Chor, sowie die Bibelbesprechstunde Sonntag-Abend in dem alten Schulsaal, welcher bis dahin leer stand, außer Gemeindeversammlungen.

Samstag-Abend war Posaunenchorstunde, Sonntagnachmittag Singstunde des Gem. Chores und abends Bibelbesprechstunde, wo andere zu Wort und Gebet kamen. Später wurde nebenbei noch eine Turnstunde und Fußball eröffnet. Reck war im Pfarrgarten, Barren im alten Schulsaal. (Nachdem 1. Weltkrieg kam noch Männer- und Streichchor dazu.)

II

Posaunenchor

Im Herbst 1911 war der Zusammenschluss des christlichen Kreises soweit gediehen, dass es zur Gründung eines Posaunenchores kam. Die ersten Mitglieder waren:

Pfarrer Rehberg,

Heinrich Clemens VI (Raue)., geboren 1878 – 1941 war in 1911  31 Jahre alt.
August Klein, (Bliewe/ Feldhofs) geboren 1872 – 1945 war in 1911  39 Jahre alt.
Wilhelm Speck, (Späks) geboren 1877 war in 1911  34 Jahre alt.
Reinhard Konrad, (Glasnasch) geboren 1893 war in 1911  18 Jahre alt.
Reinhard Kuhn, (Herte/Kuhn) geboren 1895 war in 1911  16 Jahre alt.
Otto Theiß, (Schlessaschorems) geboren 1895 war in 1911  16 Jahre alt.
Karl Rein (Felde), geboren 1896 – 1959 war in 1911  15 Jahre alt.
Erwin Geil (Orems, Geils), geboren 1896 war in 1911  15 Jahre alt.
August Dietrich, (Hennas) geboren 1872 war in 1911  39 Jahre alt.
Heinrich Jakobi I. (Growe/Baldasch) geboren 1879 – 1959 war in 1911  32 Jahre alt.
der dann auch nach etwas Ausbildung erster Dirigent wurde.
Albrecht Geil, später, (Orems, Kluge) geboren 1890 war in 1911  21 Jahre alt.

Vorweg muss man bedenken, dass eine musikalische Ausbildung schwieriger war als heute. Alle arbeiteten damals als Hütten- oder Bergmänner, 10 Stunden, außer Bergmann, war Tagespensum, dazu An- und Abmarsch zur Arbeitsstelle auf Schustersrappen. Es war also auf musikalischem Gebiet sehr schwierig den Herren die nötigen Kenntnisse beizubringen und spielen zu lernen.

Weihnachten 1911 lagen dann im Pfarrhaus die ersten Instrumente bereit zur Verteilung. Es waren 10 Instrumente von der Firma David in Bethel bei Bielefeld. Folgende Stimmen wurden besetzt: 3 Erste, 3 Zweite, 2 Tenor, 2 Bariton.

Herr Pfarrer Rehberg und Herr Heinrich Hess, Dirigent vom Posaunenchor Eibelshausen, übernahmen die erste Ausbildung.

 Heinrich Hess 1879-1942, geb. in Niederhörlen, 1905 nach Eibelshausen geheiratet. In 1911, 32 Jahre alt. Hess hat schon vor 1905 den Posaunenchor in Eibelshausen geleitet. (Von Erich Pfeifer Eibelshausen.) Heinrich Hess um 1930

III

Die Mühe und Arbeit, die beide Herren damit übernahmen, muss ihnen heute noch dankend anerkannt werden, zumal Herr Heß auch seine 10 Stunden auf der Hütte arbeitete und Abends noch nach hier kam, um dem Chor zu dienen.

Viel Mühe und auch Jux und Anfeindungen mussten die ersten Bläser über sich ergehen lassen. Zumal abends zu Hause beim Üben Stimmen laut wurden, die alles Andere waren als Tonleiter.

Übungsstunden fanden im Pfarrhaus statt. Später auch in den Häusern einiger Mitglieder: Specks, Felde, Baldasch. Der Verein bekam bald auch noch neue Mitglieder, auch Ehrenmitglied H. Konrad, einige Mitglieder schieden aus. Neue und auch gebrauchte Instrumente wurden noch gekauft. Da die Musik ohne Tiefbass sehr unvollkommen war, wurde auch ein 4 ventiliger Helikon gekauft. Preis 355 M. Bläser Heinrich Theiß 8. geb.1879.

Weihnachten 1912 war wohl das erste öffentliche Auftreten in der Kirche mit Begleitung der Orgel.

Außer den menschlichen Übeln lief die Chorsache sehr gut. Den ersten alten Mitgliedern werden die Chorstunden, die später Samstagabend stattfanden, unvergesslich sein.

(Es entstand der Gem. Chor, Übung Sonntagnachmittag.) Vor und nach der Stunde war Andacht, dann noch ein kurzes Weilchen gemütliches Zusammen sein.

Leider verlies uns zu schnell Herr Pfarrer Rehberg, um in Niederweidbach seine 2. Pfarrstelle zu übernehmen, wo wir ihn im Frühjahr 1914 mit 2 Pferdefuhrwerken, Oberdietener Müller und Grau von hier, besuchten mit Posaunen- und Gem. Chor.

Ein so wunderschöner Ausflug mit bekränzten Wagen, mit Musik und Gesang, damals durch das Land zu fahren, das kann nur der ermessen, der selbst dabei sein durfte.

IV

Alles schien in guten Bahnen zu laufen, aber es kam anders. Herr Pfarrer Rehberg hatte Simmersbach verlassen. Der von der Gemeinde überlassene Saal in der alten Schule musste geräumt werden, zugunsten eines hiesigen Gesangvereins. Eines Sonntag nachmittags waren wir zur Singstunde dort versammelt als der Herr Bürgermeister mit den Sangesbrüder und uns ausziehen lies. Unseren Barren vom Turnverein warf man neben die Schule.

Die Chöre fanden dann ein Heim im oberen Stock des Hauses von Heinrich Jakobi I. (Baldasch).

Die Pfarrstelle wurde vertretungsweise bedient, bis sie am wieder neu besetzt durch Herrn Pfarrer Lic. Loew.

Aber bald kam der Krieg: 2. August 1914. Die Männer und Jungen mussten Soldat werden und so musste alle Arbeit der Chöre um 1915 eingestellt werden.

Heinrich Clemens VI (1878-1941 Raue) hat noch versucht den Chor mit jüngeren Kräften zu halten, aber es wurde nichts rechtes daraus.

V

Ende des Weltkrieges bestand kein Chor mehr. Es war keine rechte Verbindung mehr zwischen den Mitgliedern, außer kameradschaftlicher Natur. Einige waren zur freien Gemeinde gegangen, andere zur Burschenschaft u. s. w. Bei einigen bestand jedoch die Neigung ein Neues anzufangen. Für den Posaunenchor war auch die Frage: Auflösung oder Neubildung dadurch akut, dass in den Statuten fest lag, dass nach Auflösung des Vereins die Instrumente an die Anstalt Bethel bei Bielefeld abgegeben werden mussten.

Derweilen war auch Herr Pfarrer Lic. Loew wieder ins Pfarrhaus zurückgekehrt, der bis dahin auch in Kriegsdiensten gestanden hatte. Er bemühte sich nun auch um eine Neubildung des Chores und bestellte Anfang Mai 1919 diejenigen Mitglieder, die sich noch ernstlich für die Arbeit des Chores gebunden fühlten, zu einer Aussprache auf Felde Hof, (Wilh. Rein). Hier war auch die Zusammenkunft aller Jungen die sich über ihre Zukunft noch nicht schlüssig waren. So kam nun durch die tatkräftige Mithilfe des Herrn Pfarrer der Beschluss zustande, auf den alten Grundsätzen wieder weiter zu machen. Dirigent wurde Karl Rein (Felde), von 1919 – 1936.

Da der Stamm spielen konnte und für diejenigen, die nicht mehr mitmachen wollten oder konnten bald neue Bläser angelernt waren, so war der Chor bald musikalisch wieder sehr in Schwung. Als Notenbücher wurden benutzt:

Kuhlo Band 1 u. 2, später auch Band 3

Siegerländermarschhefte Band 1 u. 2.

 

Gemischter Chor

Im Pfarrhaus versammelten sich regelmäßig Sonntagnachmittag die konfirmierten Mädchen vom Jahrgang 1910 zu Spiel und Musik unter Leitung von Frau Pfarrer Rehberg. Später kam auch Jahrgang 1911 dazu. Aus den beiden Jahrgängen, dazu noch viele ältere unverheiratete Mädchen, gründete man dann im Nachsommer 1911 den kirchlichen gemischten Chor. Natürlich wurde Tenor und Bass vom Posaunenchor gestellt. Sonntagnachmittag war Singstunde in dem Saal der alten Schule.

Es muss noch erwähnt werden, dass Andacht vor und nach der Singstunde war. Außerdem hatten sich die Mitglieder eines christlichen Wandels zu befleißigen, an Gottesdienst und Sakrament sich zu beteiligen, von Burschenschaft, Tanz und Wirtshaus fern zu bleiben. Zuwiderhandelte bestellte sich der Vorstand zur Aussprache.

Ein Harmonium diente zum Einüben der Lieder. Angeschlossen wurde der Verein dem

Ev. Sängerbund e. V. Elberfeld (Wuppertal). Geübt wurden die monatlichen Beilagen des Bundes. (Mappen und Liedgut war Eigentum und wurde mit nach Hause genommen).

Erster Dirigent war Herr Pfarrer Rehberg, bis dann später Herr Heinrich Jakobi sich etwas Kenntnisse erlernt hatte um dem Chor vorzustehen, da auch Herr Pfarrer Rehberg Simmersbach 1913 verlies. Besetzt wurde die Stelle durch Herrn Pfarrer Liz. Loew.

Allgemein hatte der mit keinen großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es kam dann zu der,

wie beim Posaunenchor bereits geschilderten Raumnot, dass der Saal der alten Schule verlassen werden musste und im 2. Stock von Heinrich Jakobi I. einziehen durfte.

Es kam dann leider Krieg. Die männlichen Mitglieder mussten sich dem Vaterland stellen, dazu auch Dirigent Jakobi, und so war allmähliche Ende des Vereins da.

Neubildung des gem. Chores nach dem 1. Weltkrieg.

Nach Ende des Krieges musste, wie fast überall, auch bei dem gem. Chor ein Neuanfang gemacht werden. Frau Pfarrer Loew sammelte die Mädchen zu einem Mädchenchor ohne feste Bindung. Im Sommer 1920 verließ Familie Pfarrer Loew Simmersbach um eine Pfarrstelle in Remscheid zu besetzen.

Die hiesige Pfarrstelle wurde durch Herrn Pfarrverwalter Schulz neu besetzt. Durch die Bemühungen des hiesigen Kirchenvorstandes in Wiesbaden, wurde derselbe bald hiesiger Pfarrer. Herr Pfarrer Schulz übernahm bald den gem. Chor und stellte die strenge Ordnung nach altem Muster wieder her. Die Singstunde wurde bald wieder auf die alte Schule verlegt, da dieselbe wieder frei geworden war. Die Bibelstunden konnten auch wieder dort stattfinden. Die männliche Jugend, sowie auch Männer, fanden sich bereit den gem. Chor wieder erstehen zu lassen. Bei der Einweihung des Kriegerdenkmals (vor der Kirche) am 6. August 1922 sang dann der Chor wieder erstmals öffentlich, gemeinsam mit dem Chor der freien Gemeinde. Der Chor wurde wieder dem Ev. Sängerbund angeschlossen. Im Übrigen stand der Chor, wie alle Vereine, unter der Kontrolle des ev. Gemeinschaftsvereins, dessen jeweiliger Vorsitzender bis zur Kirchenkampfzeit immer der Ortspfarrer mit

2 Kirchenvorsteher im Vorstand sein mussten. Später kamen noch 2 Chöre dazu: Männerchor unter Reinhard Kuhn und Streichchor unter Alfred Dintelmann. (2 Zither, 2/1. und 2/2. Geige, 1 Bratsche, 1 Cello, Laute, Mandoline). Seit Herbst 1922 waren alle im Heim der Jugend im Vereinshaus im Girnbach. Dirigent war Herr Pfarrer Schulz bis 1927. Nach Herrn Pfarrer Schulz übernahm Adolf Clemens den Dirigenten bis 1929, diesem folgte Rudolf Müller (Raue).

aufgeschrieben von Erich Heupel  (Erich Heupel kam 1930 nach Simmersbach)
auf PC geschrieben von Manfred Heupel

Gemischter Chor im Jahre 1926

Quelle Archiv Martin Dietrich

 

Im Jahr 1933 wurde Rudolf Müller („Rauhe“) neuer Chorleiter. In dieser Zeit musste der Posaunenchor oft bei politischen Anlässen spielen. Als es aber dann zum 2. Weltkrieg kam, mussten wieder viele Bläser in den Kriegsdienst. So hatte der Posaunenchor im Jahr 1940 nur noch 6 Bläser. Doch damit nicht genug:

Kurz vor Kriegsende wurde eine Militärkapelle im Vereinshaus einquartiert, die eine Tuba, ein Helikon, ein Bariton und eine Zugposaune mitnahm. Die Instrumente tauchten nie wieder auf. So war der Posaunenchor bis 1950 ohne Tiefbass.

Nach dem 2, Weltkrieg musste der Posaunenchor zum wiederholten Male neu aufgebaut werden. Der Krieg hatte, wie wir in der Chronik lesen, „böse Lücken geschlagen“. 1946 übernahm der Lehrer Kurt Unzner den Posaunenchor. Der Chor wuchs und konnte seinen Dienst in der Gemeinde nun wieder aufnehmen.

1986
75 Jahre bestehen der Chöre

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