Katharinenkirche zu Simmersbach

Die Katharinen – Kirche zu Simmersbach

Im Jahre 1476 wird bereits in Simmersbach ein Pfarrer (Perner) und 1528 ein Pfarrhaus erwähnt. Unbekannt dürfte vielen Simmersbachern sein, dass Ihre Kirche der heiligen St. Katharina geweiht war. Dieses geht aus einem Schriftstück des Jahres 1433 hervor. Hier wird über Güterbesitz verhandelt, an dem Simmersbacher Bürger beteiligt waren (Henne Hamels Erben). Sinngemäß heißt es hier: „Auch sollen die genannten Käufer alle Jahre eine Messe in der Pfarrkirche der Jungfrau St. Katharina lesen.
Der Turm der Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und das Kirchenschiff aus dem 14. Jahrhundert.

Kirchen unserer Gegend

Die heilige Katharina

Die Kirchenbücher beginnen unter Pfarrer Christoph Clemens im Jahre 1627. Was vorher geschrieben wurde ging durch einen Brand verloren. Nach einer Visitation wurde 1628 das Dorf Roth der „armen Pfarrei Simmersbach“ zugeteilt. Johann Christoph Clemens hielt dort am 17. Dez. 1630 seine Antrittspredigt. Roth pfarrte vorher nach Oberhörlen. 1626 starben in Simmersbach an der Pest u. a. der Pfarrer Nikolaus Clemens. Johann Christoph (sein Sohn) wurde sein Nachfolger. Am 2. April 1667 brannte das Pfarrhaus, von einer Bergmannsfrau angesteckt, von oben her ab. Im selben Jahr baute Pfarrer Clemens ein eigenes Haus, das noch vorhandene Pännerschmannshaus (Pfarrmannshaus). Pfarrer Johann Christoph Clemens kehrte von einem Gang am 16. Nov. 1671 nach Eibelshausen nicht zurück. Tags darauf wurde er tot aufgefunden. In der Dunkelheit war er von dem damals schlechten Fahrweg zwischen Eibelshausen und Simmersbach abgekommen und in der sumpfigen Struth umgekommen. ,,Herr Christoph Clemens, gewesener Pfarrer von Simmersbach, ist den 21. November anno 1671 zu Simmersbach zu Erden bestattet worden 16. dessen (d. h. dieses Monats) etwas zu regulieren gen Eibelshausen, wird den 17. sub dio zwischen Eibelshausen und Simmersbach tot gefunden aetatis juae 65 annturm aetatis (d. h. seines Alters). Im 16. Jahrhundert als Pfarrei bestehend (ohne Beidörfer), 1628 bis ins 18. Jahrhundert und seit 1954 Filiale Roth eingepfarrt (Ortslexikon des Landes Hessen).

Die gegenwärtige Kirche wurde im Jahre 1774 erbaut, der Turm dagegen ist von der früheren Kirche stehen geblieben, über die es keine Information vorhanden sind.
1679 wurde die Kirche, das Pfarrhaus und viele Wohnungen von fremden Truppen geplündert.

Am 02. Juni 1890 abends 1/2 8 Uhr schlug der Blitz in den Kirchturm ein, aber es kam zu keinem Brand. Der Turm war auf einer Seite stark beschädigt und der Schaden, verursacht durch den Blitzeinschlag, belief sich auf 890 Mark und wurde, soweit der Schaden durch den Blitzschlag verursacht war, aus der Nassauischen Brandkasse gedeckt.

Die Renovierungs- und Reparaturarbeiten führten folgende Meistern aus:

  • Maurerarbeiten Johannes Reh VI. (Meuasch),

  • Anstreicher- und Weißbindearbeiten von Carl Vogt aus Biedenkopf,

  • Die Fenster lieferte eine Glaserei aus Ritzel, nahe St. Goarshausen

  • Schreinerarbeiten Adam Klein III. aus Hessels

Während der Renovierung wurde der Gottesdienst im Pfarrgarten abgehalten und am 28. Mai 1895 (Exaudi) wurde zum ersten Mal ein Gottesdienst in der neu restaurierten Kirche gehalten. Im Zuge der Renovierung wurde außerdem auf Beschluß des Kirchenvorstandes und der kirchlichen Gemeindevertretung die Kirchenplätze, die früher alle 6 Jahre neu verlost wurden, freigegeben. Auch hier hegte man zunächst Bedenken gegen diese Neuordnung, doch hat sie sich sehr schnell und leichter als gedacht eingeführt und bewährt. Die Kirche war sehr 1895 reparaturbedürftig. Nur durch die große Opferfreundlichkeit der kirchlichen Organe gelang es mit Genehmigung des Königlichen Consistoriums, das Gotteshaus im seinem Inneren und Äußeren wieder neu herzustellen. Der Kostenvoranschlag mit Plan stellte der Architekte L. Hofmann auf Herborn und lag bei einem Betrag von1.720 Mark. Am 12. Apr., dem Sonntag nach Ostern, wurde zum letzten Mal ein Gottesdienst vor den Renovierungen in der Kirche gehalten.

Am folgenden Tag wurde mit den Renovierungen begonnen, Änderungen wurden im Altarraum vorgenommen, der Kanzel gegenüber wurde die Bühne vorgerückt, um zwei neue Bänke eingzufügen. Weiterhin wurden sieben neue Fenster in einfarbigem Kathedralglas mit schmalen farbigen Randstreifen eingebaut, denn diese heben die Kirche und ermöglichen eine gute Ventilation im Kirchenraum. Um die Kosten zu decken, die sich zusammen auf 1.517,04 Mark beliefen, wurde eine einmalige außerordentliche Unterstützung von 600 Mark bewilligt.

Im Oktober 1895 wurde der Kirchengemeinde durch Gustav Jung (Neuhütte) und Ferdinand Jung, (aus Steinbrücken) ein Ofen für die Kirche zum Geschenk gemacht, der noch am gleichen Tage, den 29. Nov. 1895 aufgestellt und am nächsten Tag (Totensonntag) in Gebrauch genommen wurde. Der evangelischen Gemeinde entstanden lediglich Kosten für die Anlegung des Schornsteins, und die Anschaffung eines Hitzeschirmes in Höhe von 77,43 Mark. Zu Beginn standen Teile der Gemeinde dieser Neueinrichtung skeptisch gegenüber, doch als die Gemeinde erst einmal die Annehmlichkeiten einer erwärmten Kirche genossen hatte, waren alle Skepsis verflogen

Die Westseite der Kirche wurde 1903 neu mit Schiefer eingedeckt. Bei den Dachdeckerarbeiten fand man in einem alten Schiefer die Namen Joh. Ciliox und Joh. Jak. Reh. Johannes Ciliox und Johannes Jakob Reh eingeritzt , die beim Neubau des Schiffes im Jahre 1774 mitgearbeitet haben und zur Erinnerung die Schiefersteine eingeritzt haben.

In der Kirche wurde der Hausschwamm entdeckt und Mitte August beseitigt; die betreffende Stelle wurde mit Zement überdeckt.

Im November 1907 schenkte der Hüttendirektor Conrad (Eibelshausen) der Kirche einen neuen Ofen.

Die schon 1913 begonnene halbseitige Dachreparatur kam 1914 zur Ausführung. In der Kirche wurde der Schornstein tiefer gemauert und der Ofen wurde aus der Mitte der Kirche an die Wand gerückt, durch Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden weitere Verschönerungen jedoch Arbeiten vereitelt.

Das Kriegs-Mahnmal (Gedenkstein) vor der Kirche wurde 1921 eingeweiht und sollte als bleibendes Erinnerungszeichen für die in jeder Hinsicht opferreiche Zeit des 1. Weltkriegs (1914 – 1918) durch Pfarrer Adolf Schulz dienen. Der Platz vor der Kirche, früher etwas hässlich und unwürdig, wurde, besonders unter der Mithilfe des Bürgermeisters Blecher, des Förstes Reh (Clemels), der Vor- und Konfirmanden und des Pfarrers freundlich hergerichtet, dass jeder Bürger seine Freude daran haben musste. Die Einweihung des Mahnmals fand statt am 6. August. Diese Leistungen waren direkt oder indirekt im Interesse der Kirche zur Hebung des kirchlichen und dörflichen Bewusstseins. Damit hatte das Dorfbild vor der Kirche, wo das Auge so wenig Ruheplatz fand, einen würdigen und schönen Mittelpunkt gefunden.

Die Kirche

Mitte der 50er Jahre

Ansicht der Kirche von der
Biedenkopfer Straße (von Westen)
Ansicht der Kirche von der Altstraße (von Osten)
Innenraum der Kirche gegen Osten
mit Orgel und Altar, der
Triumphbogen im inneren wurde herausgebrochen
Kanzel mit Aufstieg, im Hintergrund
sieht man den Aufstieg zur Orgel

Die alte Kirchentür

Dorfmitte, im Vordergrund der Backes-Brunnen und das Backes,
dahinter der Feuerwehrturm, rechts oben sieht man das Dach
der alten Schule, daneben der Turm des Feuerwehrgerätehauses
und daneben, im Hintergrund die Kirche.
Ganz links ein Teil von Döngeaschefasch

Die bemerkenswerte Ausstattung der Kirche besteht unter anderem aus
– Dem achteckigen Gotischem Taufstein mit Maßwerkblenden
– Einer schönen Barocktruhe zur Aufbewahrung der Abendmahlgeräte
– Einer gut gestaltete Kanzel Barock-Bildern der vier Evangelisten

Die Barock-Truhe

Die Barocktruhe zur Aufbewahrung der Altargeräte

Der Gotische Taufstein

Als Pfarrer Ludolph im Jahre 1933 seinen Dienst als Pfarrer in Simmersbach antrat, war der alte gotische Taufstein (achteckig mit Meßwerkblenden) inmitten eines Blumenrondells, mit Blumen bepflanzt, vor dem Kircheneingang aufgestellt. Eine Verwendung als Blumenkübel entsprach jedoch nicht dem Sinn und Zweck eines Taufsteins. Man hatte damit zunächst eine annehmbare Lösung für die Verwendung des Taufsteins gefunden, die aber nicht seinem wirklichen Zweck entsprach.

Als dann Pfarrer Ludolph von den damaligen Kirchenvorstehern erfuhr, daß der Taufstein, bevor er als Blumenkübel Zweckentfremdet wurde, lange Zeit neben der Kirche, oft von Brennnesseln überwuchert, gelegen hat, schlug er vor, den Taufstein, um seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen, wieder in der Kirche an seinem ursprünglichen Platze aufzustellen. Zu dieser Zeit wurden die Kinder nicht in der Kirche, sondern die neugeborenen Kinder wurden zu Hause, mit einer sogenannten Haustaufe, getauft.

Den Vorschlag, den alten gotischen Taufstein wieder in der Kirche aufzustellen und seinem eigentlichen Zwecke zuzuführen fand dann die ungeteilte Zustimmung des damaligen Kirchenvorstandes. Und so wurde alles getan, damit der schöne Taufstein, mit einem angepaßten Steinfuß versehen, wieder in der Kirche aufgestellt wurde. Er wurde linksseitig vom Altar – vom Kircheneingang aus gesehen aufgestellt. Eine passende kupferne Taufschale, von Meisterhand hergestellt, hatte damals dankenswerterweise Heinrich Clemens, Sohn eines Kirchenvorstandsmitgliedes, in Biedenkopf beschafft.

Am 31. März 1935 fand dann nach langer Zeit wieder die erste Kirchentaufe an dem neu aufgestellten und überarbeiteten Taufstein in Verbindung mit einem Gottesdienst statt. Pfarrer Ludolph taufte sein erstes Kind Gertrud, geb. am 8. Februar 1935. Seit dieser Zeit hatte die Taufe in der evangelischen Kirche wieder Vorrang gegenüber der Taufe im eigenen Hause.
In seinen Aufzeichnungen erwähnte Pfarrer Ludolph in diesem Zusammenhang, daß in der Weihnachtszeit der Taufstein in der Kirche auch als Aufstellungsort für die Weihnachtskrippe benutzt wurde.

Wieso, wann und warum verschwand der Taufstein aus der Kirche?

Wie kam der alte Simmersbacher Taufstein in die evangelische Stadtkirche zu Treysa?

Es ist anzunehmen, dass der Taufstein im Rahmen von Renovierungsarbeiten in den 60ziger Jahren wegen der anders angeordneten Sitzordnung aus der Kirche herausgenommen und aus Platzmangel nicht mehr aufgestellt wurde (oder hat er dem damaligen Pfarrer Henrich nicht gefallen?)
Auf Veranlassung des Landeskonservators wurde der Taufstein dann in die evangelische Kirche zu Treysa verbracht, wo er meines Wissens auch noch heute steht.

Quellen: Schriftverkehr 1981 zwischen Pfarrer Ludolph und dem Kirchenvorstand Simmersbach
Die Bau- und Kunstdenkmäler des Landkreises Hessens 1958 (Eduard Roether Verlag Darmstadt)

Kirchliche Geräte

Kelch, Silber, Ende 18. Jahrhundert; Kelch, Zinn, Ende 18. Jahrhundert; Weinkanne, Zinn, Ende 17. Jahrhundert; Weinkanne, Zinn, 18. Jahrhundert; Hostiendose, Messing, um 1800; Taufschüssel, Zinn, um 1800; Taufkanne, Zinn, Ende 18. Jahrhundert.

Abendmahlskelch

aus Silber, Ende 18. Jahrhundert

Abendmahlskelch

aus Zinn, Ende 18. Jahrhundert

Abendmahlskanne

Ende 17. Jahrhundert

Taufkanne

aus Zinn, Ende 18. Jahrhundert

Die Kirchenuhr

Das interessante an der Kirchentür sind die freistehenden Zifferblätter der Turmuhr, die zu der damaligen Zeit eine technische Errungenschaft waren. Um 1800 wurde in vielen Gemeinderechnungen unseres Heimatgebietes der „Simmersbacher Uhrmacher“ als Aufsetzer und Reparateur der Kirchenuhren (um 1790 war es Johannes Theiß aus Schlessersch oder Schlesserschorems) genannt.

Das Uhrwerk der Kirchturmuhr

Gerald Bamberger vom Hinterländer Geschichtsverein schreibt folgendes über die Schlosserfamilie Theiß:
Bei meinen Forschungen zur Kirchenbaugeschichte bin ich oft auf die Familie Theiß gestoßen, die zahlreiche Uhren geschaffen haben so auch hier in Hartenrod. In meinem Buch über die Kirchengeschichte von Hartenrod „Lasst doch die Kirche im Dorf“ von 1997 habe ich darüber nachstehendes berichtet:

„Im Jahre 1774 hatte das Kirchspiel Hartenrod endlich genug und ließ eine neue Uhr von einem Schloßer von Simmersbach fertigen; vermutlich ein Mitglied der dortigen Schlosserfamilie Theiß, welche in der hiesigen Gegend in den Jahrzehnten um 1800 die meisten Neubauten und Reparaturen an Uhren übernahm. In dem Vertrag wurde festgelegt, daß die Uhr alle halbe Stunde auch schlagen und anzeigen muß, wie nicht weniger ein Uhrzeiger gemacht, welcher die Stunde außwendig an der Kirche zeiget. Dies ist der früheste Hinweis auf ein Zifferblatt im Hinterland und es sollte auch für lange Zeit das einzigste bleiben. Diese Uhr hat der Uhrmacher bey seinem Eyßen gemacht, auch alle Materialien als Eyßen und Stahl, was ferner darzu gehört, stellen müßen, nur daß das Kirchspiel solche von Simmersbach abgelangt, und er hier solche aufgesetzt. Das Kirchspiel hat diese Uhr bezahlt und zwar mit 90 fl.“
In Achenbach hat 1772 ein „Joh. Theiß“ (der zweite Vorname wird leider nicht genannt) die dortige Kirchenuhr repariert, desgleich auch 1843 und 1844 ein Adam Theiß (Es könnte sich hier um Johannes Adam Theiß, verheiratet mit Elisabetha Theiß geb. Schneider, aus Schlessers, handeln) von Simmersbach.

Die Kirchturmuhr

Die Kirchenorgel

In der romanischen, aus dem 13. Jahrhundert stammenden evangelischen Kirche Simmersbach mit ihrem achteckigen Spitzhelm versteckt so manches Kleinod. So wurden 1980 im Zuge der Renovierung unter vielen Kalkschichten wertvolle Gemälde freigelegt, um sie als geschichtliche Zeugnisse zu erhalten.
Im Zuge der Renovierung wurde auch eine Reinigung der im Jahre 1896 von Gustav Roßmann aus Weilmünster-Möttau gebauten Orgel. Nach nach fast 100 Jahren wurde die erste Reparatur erforderlich. Grund der Reparatur war, dass die Mechanik zu geräuschvoll reagierte. Dies bedeutete, dass das Pfeifenwerk komplett ausgebaut werden musste. Daneben erwies es sich als notwendig, auch die Filze im Spieltisch auszutauschen. Was lag da näher, als die Orgelbauer aus Möttau mit den Arbeiten zu beauftragen.

Der Sachverständige der Kirchenleitung Darmstadt hatte der hinter dem Altar auf einer Empore stehenden Orgel eine gut erhaltene Substanz und einen kräftigen Klang attestiert. Überhaupt handele es sich hier um ein sowohl wertvolles, als auch gut gepflegtes Instrument. Das war für den Kirchenvorstand ausschlaggebend, seine Zustimmung zur 11.000 DM (~5.650 EUR) teuren Restaurierung zu geben. Die Gemeinde wollte alles aus eigenen Mitteln finanzieren.

Die Orgelbauer haben ihr Werk inzwischen vollendet. Dass sie gute Arbeit geleistet haben, davon konnten sich anschließend Pfarrerin Angelika Giesecke und der Organist Manfred Heupel, der seit nunmehr zwanzig Jahren als Organist der Kirchengemeinde tätig ist, als erste mit eigenen Augen und vor allen Dingen Ohren überzeugen. Auch die Gemeinde war schließlich erfreut über den kraftvollen Klang der überholten Orgel.

Quellen Dill-Zeitung vom 29.07.1991 Seite 13 (hr)

 

Die Kirchenglocken

1845 Im Februar zersprang die große Glocke in hiesiger Kirche. Herr Rinker auf dem Hof Sinn unter Herborn hat die alte Glocke angenommen und eine neue dafür geliefert, welche fast 600 Pfund wiegt. Die Zubuße an Geld betrug fast 400 Gulden.

1909 Da die große hier vorhanden gewesene, im Jahre 1845 von Rinker (Sinn) gegossene Glocke zersprungen und zu einem des Gottesdienst würdigem Geläute unbrauchbar geworden war, wurde nach Beschluß der kirchlichen und bürgerlichen Gemeindevertretung vom 15. Februar. die Glockengießerei F. W. Rinker (Sinn) mit dem Gießen einer neuen und dem Drehen der kleinen Glocke beauftragt. Die neue Glocke trägt den Spruch Hebr. 13,8, wiegt 263 kg und wurde am 29./30. März unter Leitung eines Monteurs aus Sinn durch die äußere Wand in den Glockenstuhl zum Aufhängen gebracht. Zu den Gesamtkosten für Glocken 458 Mark, 10 Pfg. wurden der Gemeinde auf ihr Gesuch vom 01.04.1909 vom Königlichen Konsistorium zu Wiesbaden 200 Mark aus den Mitteln des Zentralkirchenfonds bewilligt.

1917 Die 1909 gegossene Glocke hat am 13. Juli 1917 zum letztenmal geläutet.

1921 Im Kriege war eine Glocke geopfert worden. Dafür wurden durch Fa. Rinker in Sinn zwei neue beschafft, so dass wir seit Herbst 1921 drei Kirchenglocken haben.

Jedermann war ergriffen und manche Träne stahl sich aus dem Auge, als zum ersten Mal das Dreigeläut über Simmersbach erscholl. Freilich war auch Gegnerschaft, doch ihre Reden verstummten und der geldliche Aufwand von 20.000 Mark war damals erheblich. Dessen ungeachtet ist auch der ganze Satz Prospektpfeifen in der Orgel – ebenfalls im Krieg geopfert – für 5.000 Mark neu eingebaut worden. Ebenso wurde das Kriegsmonument (Gedenkstein) vor der Kirche in dieser Zeit beschafft und als bleibendes Erinnerungszeichen für die in jeder Hinsicht opferreiche Zeit des Weltkriegs 1914 – 1918 eingeweiht.

1939 19.-25. Mai Einbau der elektr. Läutemaschine. Die Gemeinde war dazu gezwungen, da niemand mehr das Küsteramt übernehmen wollte. Zum Pfingstgottesdienst (am 28. Mai) riefen die Glocken erstmalig nicht mehr manuell in Bewegung gesetzt.

1942 Am 1. Juni wurden die am 30. Okt. 1921 eingebauten neuen Glocken vom Turm genommen. Die Abfahrt erfolgte am 27. August.

1942 Am 31. Mai 1942 haben die drei Schwestern (b’ -d – f) zum letztenmal zusammen ihre Stimme erhoben. Maria sah ihre jüngeren Geschwister Abschied nehmen und nie wiederkehren. Wir wollen keine Vermutungen anstellen, mit welchen Gefühlen die einsam gewordene an ihre Gefährtinnen von 21 Jahren zurück dachte. Sicherlich hat sie sich sehr gewundert über die Zeitläufe, dass aus einer Dienerin Gottes u. einer Ruferin in seinen Frieden nun Mordwerkzeuge werden sollen, die den Menschen gar fest und feindlich anspringen, während sie doch zuvor so liebevoll ihn gerufen hatten.Wir wünschen der h’ – Glocke eine so lange Geschichte wie ,,Maria“ sie hat. Merkwürdige Welt, die schon in früheren Zeiten, als Glockengießerei und Geschützgießerei noch in einer Hand vereinigt waren, in Friedenszeiten aus Geschützen Glocken und in Kriegszeiten aus Glocken Geschütze gegossen hat.

1950 Die h’ – Glocke in Simmersbach Sie wurde gegossen am 20. Juni 1950 in Sinn. Ein Omnibus mit den Kindern der Oberstufe unserer Volksschule fuhr hin. Am Montag, dem 3. Juli 1950 ist die Glocke hier in Simmersbach angekommen und wurde noch am gleichen Tage aufgehängt. Die feierliche Einweihung der Glocke fand in einem besonderen Gottesdienst am 6. Juli 1950 statt.

Aus der jüngsten Geschichte der Simmersbacher Glocken: Die 1909 gegossene Glocke hat den 1. Weltkrieg nicht überlebt. „Maria“ war mal wieder allein. Am 30. Okt. 1921 hat sie sich sehr gewundert, denn nun läuteten zum erstenmal zwei Schwestern über und unter ihr. „Maria“ wurde damals noch als d angesprochen und erhielt als Gefährtinnen b und f. Auf der großen b’ – Glocke stand: ,,Christus, der ist mein Leben“ und auf der kleinen f – Glocke: ,,O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“. Dieses Jeremiawort ist auf die am 6. Juli 1950 geweihte h’ – Glocke übergegangen.

1950 Am 1. August 1950 wurde das Viertelstundenschlagwerk auf die Mariaglocke gelegt, die zuvor den Vollstundenschlag hatte. Tagsdarauf wurde das Vollstundenschlagwerk auf die h’ – Glocke eingebaut. Monteur war Herr Schirrmayer von der Turmuhrenfabrik Korthage & Söhne, Buer.

 

 

 

1950 Einzug der Glocke ab Neustädasch

Auf dem Weg in den Glockenturm

1983 Der Kirchenvorstand beschloss nach Anregungen aus der Gemeinde eine 4. Glocke anzuschaffen. Nach dem überprüft wurde, ob die Statik des Glockenstuhls die Belastung einer zusätzlichen Glocke tragen kann, wurde diese in Auftrag gegeben. Der Kostenvoranschlag der Firma Rinker aus Sinn betrug 8795,44 DM. Als Inschrift für die neue Glocke wurde sich für Psalm 100 Vers 2 “Dienet dem Herrn mit Freuden” entschieden.

2017 Im Januar wurde, nach dem die alte Steuerung der Glocken sich nicht mehr synchronisieren ließ, eine neue Hauptuhr zur Steuerung der 4 Turmuhren und des Schlagwerks eingebaut. Die neue Steuerung verfügt über eine digitale Funkuhr mit Touchscreen-Bedienung.

 

 

Die heutigen Glocken im Glockenstuhl

 

  

 

Steuerung und Antrieb der Glocken

Läuteordnung

Die Glocken

 

Renovierung 1948

Am Gotteshaus erkennt man die Gemeinde. Und welch desolaten Eindruck machte die architektonisch so schöne Simmersbacher Dorfkirche von außen! Es war das reinste Spatzeneldorado, beim Vorbeigehen an der Südseite musste man befürchten, einen Stein auf den Kopf zu bekommen. Dann endlich im Frühjahr 1948 war es so weit, dass Material vorhanden war.

Der für Zement zuständige Sachbearbeiter von Buderus – Wetzlar hatte Pfarrer Stiehl seit längerem fest versprochen, den erforderlichen Zement zu besorgen. Hätte er dies Pfarrer Stiehl nicht fest versprochen, so hätte er hätte er ihn jetzt nicht mehr geliefert. Die Dorfschiefergrube Wilhelm Jacobi in der Wolfsschlucht hat dies mit Schiefer kompensiert. Für den letzten Sand mussten noch 2 Sack Kartoffel mitgebracht werden. Durch diese in der Nachkriegszeit oder der sogenannten Währungsreform wurde erforderliches Material organisiert, ohne dass damit die Gemeinde finaziell belastet wurde. Das Verputzen der Kirche hat den Pfarrer Stiehl wohl manchen Gang, viel Zeit und starke Nerven gekostet, die Kosten für das verputzen hat die politische Gemeinde getragen.

Renovierung der Kirchturmspitze 1960

Bei dieser Renovierung fand man im Kirchturm Hinweise zur Dorfgeschichte, alte Urkunden und Zeitungen erzählen aus längst vergangenen Zeiten

Die Handwerker, die gegenwärtig die Simmersbacher Kirche neu mit Schiefer belegen, haben bei dieser Arbeit einen interessanten Fund gemacht. Als sie die Kirchturmspitze abbauten, fanden sie in ihr eine verzinnte Kakaobüchse mit einigen Urkunden aus dem Jahre 1888. Bei einer Reparatur des Turmes hatte der damalige Ortspfarrer Petry in diesen provisorischen Behälter ein Exemplar des „Hinterländer Anzeigers“ vom 4. August des „Dreikaiserjahres“, ein Mitteilungsblatt des Gustav-Adolf-Werkes und die Kirchenzeitung „Dar barmherzige Samariter“ gelegt und dazu eine handgeschriebene Urkunde getan, in der ein getreues Bild des dörflichen Lebens von damals zeichnete. 72 Jahre lang haben diese Papiere hoch über Simmersbach ausgehalten, sind vergilbt und brüchig geworden und stellenweise kaum noch lesbar. Aber mit Geduld kann man doch noch manches interessante Detail aus ihnen entziffern.

Aufnahmen Karlheinz Heupel (Zwöllems) und Tageszeitung

Da ist z. B. das Wetter, das ebenso wie vor fünfzig Jahren eine merkwürdige Übereinstimmung mit dem diesjährigen feuchten Sommer zeigte. Pfarrer Petry schreibt nämlich, daß die Simmersbacher im Jahre 1888 bis zum 4. August noch kein Heu machen konnten, weil es fünf Wochen ununterbrochen regnete. Als getreuer Chronist vermerkt der Ortspfarrer dann weiter, wieviel Einwohner Simmersbach damals hatte, wer Bürgermeister war, wie der Lehrer hieß usw. Er berichtet von den großen und kleinen Sorgen der Menschen, die vor 72 Jahren lebten, und wenn wir heute von ihnen lesen, meinen wir doch, es sei die „gute alte Zeit“ gewesen.

Pfarrer Henrich, der jetzige Pfarrer von Simmersbach, wird auch der neuen Kirchturmspitze wieder Erinnerungen an die gegenwärtige Zeit einlegen. In einem Blechgefäß, das den Witterungseinflüssen besser standhalten wird, soll wiederum ein Exemplar der Heimatzeitung „Hinterländer Anzeiger“, ein Kirchenblatt „Unser Weg“ und ein Bericht über Simmersbach von heute aufbewahrt werden.

Kopf des Hinterländer Anzeigers von 1888

Schluß der von Pfarrer Petry verfassten Dorfbeschreibung

Quelle Privatarchiv des Lehres Kurt Unzner

Die Renovierung der Kirche hat inzwischen auch im Inneren begonnen. Der alte Fußboden wird herausgerissen, er soll durch Platten ersetzt werden. Der alte Taufstein aus Sandstein soll einen anderen Platz erhalten. Die sehr unbequemen Bänke mit zu schmaler Sitzfläche werden durch neue, breitere ersetzt. Bei diesen Umbauarbeiten helfen die Simmersbacher Gemeindeglieder durch Eigenleistung fleißig mit.

Renovierung 1980

Eher zufällig entdeckte der leitende Architekt Friedemann Franz, der die Renovierungsarbeiten an der Kirche ausführte, die hinter mehreren Kalkschichten verborgenen Kostbarkeiten im Kirchenschiff einige Zentimeter unter der Oberfläche, die historische Wand- und Deckengemälde, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder übertüncht wurden.

Der Bauleiter erkannte sofort die Spuren der Zeichnungen aus dem 13, Jahrhundert, von deren Existenz bereits die Dorfchronik berichtet. So konnten hinter den Kalkschichten etwa 200 Bilder mit biblischen Motiven in schlichter, volkstümlicher Malerei erwartet werden.

Wenn dann am 4. April 1980, Karfreitag, dem höchsten evangelischen Feiertag des Jahres, die Kirchenglocken die Gemeinde zum Gottesdienst einlädt, ist das auch in anderer Hinsicht ein besonderes Ereignis. Zum ersten Mal seit dem Erntedanktag 1979 treffen sich die Gemeindemitglieder zu einem Gottesdienst in der frisch renovierten Kirche.

Die kleine, unscheinbare Kirche aus dem frühen Mittelalter ragt mit frischem weißem Anstrich erhaben der massive Chorturm über dem alten Ortskern heraus.

Er sagt dem aufmerksamen Betrachter, daß schon im frühen Mittelalter reges christliches Leben in diesen Räumen vorhanden war.

Im neuen Gewand zeigt sich auch der massive Chorturm aus dem 13. Jahrhundert mit seinem achteckigen, mit Schiefer bedeckten Spitzhelm. Anstelle des im 13. Jahrhundert erbauten Kirchenschiffs steht heute das Gebäude, das anstelle der alten Kirche 1774 neu erbaut

Die neu hergerichtete Fassade der Dorfkirche soll nicht das einzige Schmuckstück der unscheinbaren Dorfkirche bleiben. Im inneren des Gotteshauses wurden bei den Renovierungsarbeiten weitere, fast schon in Vergessenheit geratene Schätze entdeckt. Bis zum Herbst sollen die historischen Decken- und Wandgemälde freigelegt und an die Gemeinde übergeben werden.

Beim Betrachten des inneren Kirchenraumes ist man von der bemerkenswerten Ausstrahlung des Raumes beeindruckt. Vor allem die dreiseitigen Emporen mit ihren Malereien, sowie die sehr gut gestaltete Kanzel zeigen uns, wie freudig unsere Vorfahren ihre Kirchenräume ausgestaltet haben. Das wertvolle Abendmahlsgerät, das in einer kostbaren Barocktruhe aufbewahrt wurde und der leider nicht mehr vorhandene gotische Taufstein bezeugen den hohen Wert von Abendmahl und Taufe.

Eine weitere Kostbarkeit verbarg sich unter vielen Kalkschichten an der Decke und Voute (Gewölbe) in Form von Malereien. Diese wertvollen Gemälde hervorzuholen und zu sichern ist die Aufgabe und Pflicht unserer Generation.

Jedes Detail der Ausschmückung ist daher ein Teil der Bibel und war für das damals weitgehend schulisch schlechtbetreute Volk wie ein Lesebuch, nämlich die Heilige Schrift.

Sollten wir davor nicht Ehrfurcht haben und dies als eine wesentliche Fortführung der christlichen Tradition verstehen, da ja die Ausmalungen der ersten Kirchen auch so zu verstehen sind.

Eine andere Sicht ergibt sich aus der geschichtlichen Betrachtung. Wir können unsere heutige Kultur und Zivilisation nur aus den Vorleistungen unserer Vorfahren schöpfen. Nichts unserer Erfindungen und geistigen Leistungen ist denkbar, ohne daß das vorherige Jahrhundert das Ihrige dazu beigetragen hätte. Wäre es da nicht eine überaus große Arroganz und Undankbarkeit heutige Auffassung und Betrachtungsweise gelten zu lassen und darüber befinden zu wollen, was aus der Vergangenheit an unsere Nachwelt weitergegeben wird?

Für das jetzt in Arbeit befindliche Deckengemälde bedeutet dies, daß eine Ergänzung der durch Regeneinbruches verlorengegangenen Figurenteile in Form einer Neugestaltung nicht in Frage kommen kann. Es können bisher keine Belege beigebracht werden, die über Art oder Farbigkeit des Verlustes Auskunft geben können.

Die Restaurierungsarbeiten werden so ausgeführt, daß das Teilstück der alten Malerei in die Farbigkeit der Überarbeitung so eingebunden wird, daß das Gesamtwerk nicht für den Betrachter als gestört empfunden wird. Hierbei wird die Gemeinde ihre Vorstellungskraft in die jetzige Arbeit einbringen können und auch müssen, denn die Malerei ist durch das Fehlen wichtiger Teile mehrdeutig geworden. Es ist eine rote Fläche mit unregelmäßigen Rändern sichtbar, aus der eine Hand herausragt, die einen runden Gegenstand über den Kirchenraum hält. Links schwebt als Zeichen der Erleuchtung durch den Herrn eine weiße Taube im Strahlenkranz. Gelbe, sonnendurchflutete Wolken begrenzen nach oben die Heilszone in der auch zwei freundlich blickende Engel zu sehen sind. Nach unten ist das mühselige, bedrohte Menschendasein durch dunkle Wolken sichtbar gemacht worden. Was kann nun die Hand mit dem Gegenstand bedeuten? Aus den Ausmalungen der Emporenfelder könnte auf die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Gemeinde mit einer Schale schließen. Sicher ist dies jedoch nicht, denn aus anderen Malereien kennt man auch Darstellungen, in der aus einer erleuchteten Wolke sich eine Hand mit einem großen Ring streckt und so den alttestamentarischen Bund mit dem Volk Gottes verkündet. Lassen wir nun die Überarbeitung schattenhaft unvollendet, so haben beide und vielleicht noch mehrere christliche Deutungen gleichwertig ihren Sinn.

Sollte das nicht ein besonderes Angebot an einen glaubenden Betrachter sein?

Zu Ostern 1980 wird die Kirche von der Gemeinde wieder genutzt. Bis Erntedankfest 1980 ist mit dem Abschluß der Freilegungs- und Restaurierungsarbeiten an den Gemälden in den Rundungen zu rechnen. Erfreuen Sie sich in dieser Zeit an dem von Herrn Restaurator Gramberg und seiner Mitarbeiterin freigelegten Deckengemälde.

Wenn dann zu Ostern am 4. April 1980 zum ersten mal wieder die Kirche zum Gottesdienst betreten wird, während der Umbauzeit ist man ins Gemeindehaus ausgewichen, können die Gemeindemitglieder die ersten freigelegten Deckenbilder bereits bestaunen. Woche für Woche kann dann der Fortgang der Arbeiten weiter bestaunt werden und bis zum Erntedankfest am 5. Oktober 1980 sind dann alle Bilder freigelegt.

Dann wird Simmersbach die einzige Kirche im Hinterland und oberen Dietzhölztal mit erhaltenen Malereien aus ihrer Bauzeit besitzen. Im Nachbarort Eibelshausen hat man die rechtzeitige Restaurierung versäumt. Dort wurden die Wandzeichnungen endgültig zerstört.

Die Freilegung der Gemälde, die große finanzielle Anstrengung verlangen, lieferten einen Beitrag dafür, den Glauben unserer Vorfahren zu achten und bestätigt den geistlichen Stellenwert des 4. Gebotes: Du sollst Vater und Mutter ehren.

Mit dieser Entscheidung hat der Kirchenvorstand für unsere und für folgende Generationen ein Zeichen christlicher Verantwortung gesetzt und die Gemeindeglieder gebeten, dieses Projekt zu unterstützen.

(Der Berichte über die Renovierung wurde zum Karfreitagsgottesdienst am 04. April 1980 verteilt)
Quellen Bericht des Architekten Friedemann Franz, Ewersbach
Bericht des Restaurators Eberhard Gramberg
Berichte vonPfarrer Hilfrich Uffkes und Heinrich Clemens (Kirchenvorstand Simmersbach

 

In der Kirche freigelegte Barock-Fresken

Ein Schabemesser, einem kleinen Spachtel gleich, bringt sie an den Tag; die Barock-Fresken in der alten Kirche von Simmersbach. Seit Ende Februar 1980 ist die aus Schlüchtern stammende Restauratorin Susanne Frick mit dem Freilegen dieser durch Farbüberstriche überdeckten Malereien beschäftigt. Die Arbeit erfordert nicht nur eine gehörige Portion Geduld, sondern auch eine absolut sichere Hand. Mit einem in Wasser getauchten Schwamm weicht sie die Farben auf, um sie dann, Millimeter für Millimeter, mit ihrem Werkzeug vorsichtig abzuschaben. Wie die Restauratorin mitteilte, hat sie noch bis September/Oktober zu tun, um alte Barock-Fresken freizulegen. Fertig ist bis jetzt nur das Motiv an der Decke in der Mitte des Kirchenschiffes. Es zeigt die Gestalten zweier Engel in einem Wolkengebilde.Die Farbendieser Malerei sind wesentlich kräftiger als die der teilweise freigelegten Bilder der Propheten an den Seitenwänden der Empore. Warum das so ist, erklärt Susanne Frick: Der Fixieranstrich als letzte Arbeit an einer freigelegten Malerei sorgt nicht nur für die Haltbarkeit der Farben, sondern auch für eine Auffrischung. Bis es soweit ist, muß die Restauratorin vieles tun. Alle Fehlstellen in den Bildern müssen retuschiert werden. Dazu müssen die Farben genau in dem Ton gemischt werden, wie sie das Original zeigt. Die Prophetenbilder an den Empore-Längsseiten sind in einem rotbraunen Grundton gehalten.Eine sehr kniffelige und komplizierte Arbeit ist auch das Befestigen loser Putzteile, auf denen Teile der Bildmotive vorhanden sind. Man kann sie nicht abbrechen und ankleben. Das Befestigen wird vielmehr durch Injektionen in die Hohlräume hinter lockeren Putz vorgenommen.

Der ortsansässige Malermeister Rudolf Reh (Flachs Rudolf) hatte bei Restaurierungsarbeiten der Wandanstriche Spuren von Malereien entdeckt. Der über die Spuren der Malereien von Pfarrer Uffkes informierte Restaurator Peter Josef Müller (Camberg) besichtigte die ersten entdeckten Malerei-Abschnitte und bezeichnete sie als Barock-Fresken. Einig ist man sich darin, daß diese Fresken als kulturhistorische Malereien einen großen kulturellen Wert für die Kirchengeschichte Simmersbachs haben.

Innenraum mit Empore und Orgel

Blick nach der Renovierung 1980 auf den Innenraum der Kirche gegen Osten
mit der Orgel und dem Altar, links die Empore mit den freigelegten Barock-Bildern

Freigelegte und renovierte Bilder an Empore, Kanzel und Decke

Freigelegte Gemälde der Empore

St. Philippus St. Thomas St. Bartholomäus
St. Simon St. Judas Jacobus St. Mathias
St. Johannes St. Andreas St. Jacobus der Große

Spruch an der Empore

„Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, daß Gott seinen eingeborenen Sohn gsandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen“
(1. Johannes 4 Vers 9)


Dahinter verbirgt sich ein Gemälde von Adam und Eva, dass aber Anfang der sechziger Jahre, wegen andauernder Belustigung der Konfirmanten, überstrichen wurde.

Spruch über dem Altar

 

Ich bin ein guter Hirte, ein guter Hirte läßt sein Leben für die Schafe“
(Johannes 10, Vers 12)

Weitere Gemälde an der Emporo erzählen die biblische Geschichte aus dem Leben Jesu

Die Verkündung Maria,
Auch ich will, Herr, die Huld mit Ehrfurcht ewig küssen, die eine Jungfrau ließ durch einen Engel grüßen.
Die Geburt Jesu
Wär das Kindlein nicht geborn, so wär´n wir allzumal verlorn

Die Taufe Christi
Du hast, mein Heiland, selbst das Wasser geweihet, das mich in meiner Sündenwust befreit

  Das heilige Abendmahl  
O teures Liebesmahl, o segensvolle Nacht, da du mein Heiland uns dein Leib und Blut vermacht
Die Gefangennehmung Christi
Schau iese Bande an, die Gottes Sohn umringen, die uns das Recht zur Freiheit wiederbringen
  Darstellung Christi vors weltliche Gericht  
Der Richter aller Welt läßt vor Gericht sich stellen, ach mög der Himmel mir ein gnädig Urteil fällen

Freigelegte Deckenfreske an der Kirchendecke
(konnte nicht mehr komplett restauriert werden)

Abendmahlsgemälde
(Hängt an der Wand zur „alten Schule“)

An der Kanzel sind die vier Evangelisten dargestellt

                  St. Mathäus                                         St. Marcus                                            St. Lucas                              St. Johannes                     

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