Kirchen der Region
Ein Zeitungsbericht von Holger Jörn Becker-von Wolff im April 2020
Die Katharinenkirche in Eschenburg-Simmersbach
Die Evangelische Kirchengemeinde Simmersbach ist im Dekanat an der Dill ein Neuzugang: Seit Januar 2020 zählt die Kirchengemeinde zum Evangelischen Dekanat, ihre Geschichte aber reicht bis ins Mittelalter zurück: In alten Dokumenten wird die Katharinenkirche in Simmersbach bereits 1433 erwähnt. Im späten Mittelalter war Katharina eine der am häufigsten dargestellten weiblichen Heiligen, von daher mag die Namensgebung nicht verwundern.
1626 wechselt die Gemeinde zum lutherischen Bekenntnis und holte sich den alten Seelsorger Nicolaus Clemens zurück. Auch wenn 1774 das Kirchenschiff und der Turmhelm erneuert wurden, so weist die Bauweise des Turms im Kern auch heute noch auf das Mittelalter hin. 1896 wurde der Altarraum verändert: Die Kanzel wurde vorgerückt, um weitere Bänke in die Kirche einzufügen. Es wurden neue Kirchenfenster in einfarbigen Kathedralglas mit schmalen farbigen Randstreifen angeschafft, die sich öffnen ließen und für eine bessere Durchlüftung sorgten.
Am Zweiten Weihnachtsfeiertag 1896 wurde die Raßmann-Orgel aus Möttau bei Weilmünster in Betrieb genommen. Die Ausgestaltung des Orgelprospektes und die Vergoldung hat der Maler Rapenns aus Straßebersbach für 32 Mark ausgeführt. Der Innen-Anstrich der Kirche 1925 wird deutlich teurer ausgefallen sein, die Kosten wurden mehrheitlich mit einer Sammlung im Ort gedeckt. Es zeigt die hohe Verbundenheit der Menschen im Ort mit ihrer Katharinenkirche. Auch in den Nachkriegsjahren haben die Simmersbacher viel zum Erhalt ihrer Kirche getan. Das Verputzen der Kirche hat Pfarrer Stiehl wohl manchen Gang und einige Nerven gekostet: Als der versprochene Putz von Buderus in Wetzlar nicht geliefert werden konnte, wurden Teile der Außenfassade im Frühjahr 1948 einfach verschiefert, um sie so vor Wind und Wetter zu schützen. Bezahlt wurde der Schiefer mit zwei Säcken Kartoffeln. Die restlichen Kosten haben die Simmersbacher getragen. 1957 wurde ein baufälliges Holzvorhaus durch einen neuen Vorbau ersetzt. Markant sind die freistehenden Zifferblätter der Turmuhr, die um 1800 eine technische Errungenschaft waren. Im Ort gab es mit der Schlosser-Familie Theiß einen Betrieb, der etliche Uhren in der Region fertigte. Als die 1815 gefertigte Turmuhr völlig abgenutzt war, sollte die Uhr am 15. Oktober 1947 von der Turmuhrenfabrik Eduard Korthage erneuert werden. Der Einbau verzögerte sich noch über die Währungsreform hinaus, weil der Kirchenvorstand nachträglich den Einbau von vier Zifferblättern wünschte. Obwohl damit sich der Betrag von 2.455 auf 4.795 Reichsmark nahezu verdoppelte, konnte die Kirchengemeinde mit ihren Mitteln die Summe aufbringen. Als mit dem Bau des Leitwerks noch einmal 4.279 Reichsmark hinzu kamen, wurde wieder einmal eine Haussammlung im Ort fällig: Die Mitglieder des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung brachten die erforderliche Summe zusammen.
FOTOS: Christoph Reitz | Text: Holger Jörn Becker-von Wolff