„Was ist denn fair?“
„Was ist denn fair?“
Globale Gerechtigkeit stand beim Weltgebetstag im Fokus
Dekanat (klk/eöa). “Mabuhay!” ist ein ungemein praktisches Wort: Mit diesem philippinischen Willkommensgruß sind am Weltgebetstag überall in den Kirchengemeinden die Gläubigen in den ökumenischen Gottesdiensten begrüßt worden. “Mabuhay” sagt man auf de Philippinen aber auch, wenn man jemandem ein langes Leben wünscht, “Hurra!” sagen oder mit einem “Zum Wohl!” anstoßen möchte.
Auch sonst erfuhren die Gottesdienstbesucherinnen – vor allem Frauen kommen traditionell zu den Weltgebetstags-Veranstaltungen in die Kirchen und Gemeindehäuser – viel Wissenswertes über Land und Leute. Die Philippinen sind ein aus 7000 Inseln bestehender Staat mit rund 100 Millionen Einwohnern, von denen rund 80 Prozent römisch-katholisch sind.
Das Christentum sei mit den im 16. Jahrhundert als Kolonialmacht ins Land gekommenen Spaniern eingeführt worden, erläuterten die Frauenteams, die die Gottesdienste auf Basis einer einheitlichen Liturgie leiteten, die in diesem Jahr von Frauen von den Philippinen stammte. In vielen Gemeinden gestalteten Frauen, die gebürtig von den Philippinen kommen, die Feiern aktiv mit und bereiteten auch die Speisen für den abschließenden Gemeinsamen Imbiss zu, meist in Gestalt eines Buffets mit Reis- und auch Linsengerichten.
„Was ist denn fair?“ lautete das Thema des Weltgebetstags, der die globale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellte. Auf den Philippinen teilen internationale Konzerne die vorhandenen Bodenschätze – vor allem Kobalt, Kupfer, Öl, Silber und Gold – und die Agrarflächen unter sich auf, so dass die Filipinos allenfalls als Lohnempfänger auf ihrem eigenen Land arbeiten und leben können. Viele müssen sich im Ausland, auf Schiffen oder im Haushalt der Wohlhabenden als Servicekräfte verdingen, weil es in der Heimat keine Arbeit gebe, berichteten die Frauen.
„Was ist denn fair?“ Das Christus-Gleichnis vom Weinbergbesitzer, der alle seine Arbeiter unabhängig von ihrer Arbeitszeit gleich bezahlt, bildete eine Schlüsselszene in den Gottesdiensten. “Gottes Gnade ist unfair!”, machte Pfarrerin Anke Böhm im Gemeindehaus Günterod deutlich: Allen komme sie gleichermaßen zugute. Der im Gleichnis allen gezahlte Lohn von einem Silberling sei die Summe gewesen, die ein Mensch täglich zum Leben gebraucht habe, erläuterte sie.
Vielerorts überlegten die Frauen auch, wie konkrete Hilfe aussehen kann. “Projekte suchen und unterstützen, die die Ungerechtigkeit auf den Philippinen und weltweit beseitigen helfen”, “Ins Gebet einschließen”, “Spenden” und “fair gehandelte und regionale Lebensmittel und Waren einkaufen” waren einige der Ideen, die sich auch im Alltag umsetzen lassen. (klk/eöa)